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Das Wäldchen „Am Seetempel“

von Hans-Rathje Reimers, Forstamtmann a. D.
im Februar 2012

Vor gut 800 Jahren überließ Kaiser Friedrich II. (Barbarossa) der Stadt Lübeck die Nutzungsrechte des im heutigen Travemünder Winkel gelegenen großen Waldgebietes „Brotne“. Unter anderem entstand später darin das Dorf Brodten.
1877 stürzte während einer Ostseesturmflut der allerletzte Rest dieses ehemaligen Urwaldes in die Ostsee. Seitdem war das gesamte Brodtener Ufer von Travemünde bis Niendorf ohne Wald.

Nachdem in Travemünde das Kurbad eingerichtet war, empfand man den Mangel an einem zum Lustwandeln einladenden Wald – wie er mit der Kammer in Timmendorfer Strand vorhanden war – sehr schmerzhaft.

Schon bald nach der Gründung des Seebades schuf man am Osthange des Kalvarienberges eine kleine Waldkulisse; 1899 bepflanzte man den gesamten Kalvarienberg. Damit nicht genug.
1901 kam der Vorschlag von dem lübschen Oberförster Elle, hinter dem Seetempel ca. 5 Hektar aufzuforsten. Elle empfahl „die Ever’schen und Gerdtz’schen Koppeln anzukaufen, sie mit 3 – 4jährigen Buchen im Verbande von 1,40 x 0,4 Metern aufzuforsten und dazwischen eine Reihe Fichten (als Treibholz und Grasverdämmer) zur Weihnachtsbaumnutzung (nach 6 – 8 Jahren) zu setzen.“

Schon im Frühjahr 1902 kam dieser Vorschlag – leider nur auf gut 3 1/3 Hektar – zur Ausführung.
Allerdings wurde damals auch der schmale Streifen zwischen der Straße „Helldahl“ und dem Steilufer als Zuführung zu dem neuen Wald mit bepflanzt.

Die Aufforstung wurde von der lübschen Forstverwaltung angeregt, geplant und ausgeführt. Das Protokoll des Finanzdepartements vom 13.11.1902 besagt: „Die fragliche Anlagen bilden keinen Theil der staatlichen Forsten, sondern sind gärtnerische Anlagen, welche allein für die Verschönerung von Travemünde angelegt und erhalten werden. Die Kosten gehen daher zu Lasten des Seebades Travemünde.“

Die Kostenfrage wurde also erst nach der Ausführung der Aufforstung geregelt. Man handelte eben!

Nachdem die Aufforstung aus dem gefährdeten Alter herausgewachsen war, ging die Pflege und Verwaltung dieser Aufforstung von der Forstverwaltung an das Seebad über, 1913 an das Garten- und Friedhofsamt der Hansestadt Lübeck, dann 1988 an das Stadtforstamt und endlich im Jahre 2000 an die Kurverwaltung Travemünde.
Seit 2003 führte das Stadtforstamt Lübeck die Arbeiten, die in den Wäldern der Kurverwaltung notwendig werden, im Auftrage derselben durch.

Die Nutzung der Fichten als Weihnachtsbäume ist offensichtlich erfolgt, denn es finden sich heute keine Fichten mehr in diesem Waldstück.
Später hat es noch einzelne Aufforstungsmaßnahmen am Brodtener Ufer gegeben.
Leider ist das gesamte Aufforstungsprojekt nicht recht zum Abschluss gekommen: Die Wäldchen „Am Seetempel“, „Heidenholz“, „Schulwald“ und „An der Hermannshöhe“ sind isolierte Kleinwälder geblieben, nicht zu einem geschlossenen Waldgebiet zusammengefügt geworden.
In den Waldlücken ist der Wanderer und Radfahrer auf dem Wanderweg immer wieder zugigen Teilstücken ausgesetzt.


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